_ _ _ _ _ Erste Nachweise für den Inselnamen liegen aus den Jahren 1168 und 1193 mit "Ro" und "Roia" sowie "Ruya" und "Ryia" vor. Die Bewohner werden als "Roiani", "Rojani", "Ruiani" und "Ruyani" bezeichnet.
So bezeichneten die wendischen Fürsten der Insel selbst ihre Insel und ihr Volk und führten dies in den Urkunden auf.
JACOB leitet den Namen von "rog" bzw. "roh" für "Horn, Landspitze" ab, womit das Kap Arkona als markanter Landstrich gemeint sein kann, aber auch die Insel an sich als "zerrissenes Land mit vielen Landspitzen". Die Wenden bezeichneten sehr häufig ihre Wohnplätze und Siedlungen nach den vorgefundenen natürliche Gegebenheiten.
Die deutschen Siedler machten aus dem "Rog" – wegen der Aussprache (o wie u und g wie j) ein "Ruga" bzw. aus "Roja" ein "Ruja/Ruya" und hängten später die deutsche Endung -en an.
So entstand "Rug-en", "Ruj-en" bzw. "Ruy-en" – alles Bezeichnungen, die man neben der lateinischen Bezeichnung "Insula Rugia" in damaligen Schriften findet.
Die Wenden haben bei der Bezeichnung der Bewohner eines Landstrichs ein -an angehängt. So wurden die Menschen als "Roj-an" oder "Roh-an" oder "Rug-an" bezeichnen.
Die jetzt verwendete Bezeichnungen für den Ort "rujan" oder "ruyan" ist also aus dieser Wortfamilie abgeleitet und bezeichnet eher die Menschen des Landstrichs. Vielleicht wurde aber die Übersetzung an die jetzige Bezeichnung "Rügen" angepasst. Beide Schreibweisen sollten also möglich sein.
Die Wortspiele sind typisch für Ortsnamenforscher wie JACOB aus der damaligen Zeit. Schwierig ist eben, dass die Urkunden so unterschiedliche Schreibweisen liefern. _ _ _ _ _ André Farin [www.andre-farin.de]
aus: G. JACOB "Das wendische Rügen"
(In: Baltische Studien – 44. Jg. – N.F.– Stettin 1894. S. 96-97)